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US-Notenbank verzichtet zum siebten Mal in Folge auf eine Zinssenkung

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat wie erwartet beschlossen, die Zinsen unverändert zu lassen und sich in die Sommerpause zu verabschieden.

Somit bleibt der Leitzins zum siebten Mal in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie die Geldpolitiker am Mittwoch in Washington bekanntgaben.

Trotz ermutigender Inflationsdaten am Vormittag dämpfte Fed-Chef Jerome Powell die Hoffnungen der Investoren. Auf einer Pressekonferenz erklärte er: „Die Inflation hat sich im vergangenen Jahr abgeschwächt, ist aber nach wie vor hoch.“ Powell betonte, dass er mehr Beweise sehen möchte, dass „sich die Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewegt“, was das erklärte Ziel der Fed zur Sicherung der Preisstabilität ist. „Bisher haben wir diese Anzeichen noch nicht gesehen“, fügte er hinzu.

Am Mittwoch deutete die Mehrheit der Notenbanker an, dass sie in diesem Jahr nur noch mit einer Zinssenkung rechnen. Dies ging aus den ökonomischen Prognosen hervor, die zusammen mit dem Zinsentscheid veröffentlicht wurden. Im März hatten die Währungshüter noch drei Zinsschritte erwartet.

Ökonomen erwarten, dass eine Zinssenkung frühestens im September möglich ist. Fed-Chef Powell könnte das jährliche Treffen der großen Notenbanken in Jackson Hole nutzen, um die Märkte auf die zukünftige Zinsstrategie vorzubereiten. Laut Daten der Optionsbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung bei der nächsten Sitzung Ende Juli bei lediglich 8,8 Prozent.

Vier Mitglieder des Offenmarktausschusses, der die Zinspolitik bestimmt, wollen den Leitzins in diesem Jahr überhaupt nicht senken. Stattdessen könnten die Zinsen im nächsten Jahr schneller gesenkt werden. Für 2025 planen die Währungshüter nun mit vier statt drei Zinsschritten.

Märkte erleichtert trotz neuer Zinssorgen - S&P 500 und Nasdaq auf neuen Rekordhöhen

Trotz der neuen Zinssorgen konnten die Märkte zunächst durchatmen. Schwache Inflationsdaten für den Mai hatten am Morgen eine Erleichterungsrally an der Wall Street ausgelöst. Nach dem Zinsentscheid gaben der Dow Jones, der S&P 500 und der Nasdaq zunächst einen Teil ihrer Gewinne ab. Doch im späten New Yorker Handel legten sie wieder zu. Der S&P 500 und der Nasdaq erreichten erneut neue Rekordstände. Zum ersten Mal schloss der breit gefasste S&P 500 über der Marke von 5400 Punkten. Die Renditen für US-Staatsanleihen, die die Zinserwartungen widerspiegeln, stiegen leicht an, nachdem sie am Vormittag deutlich gefallen waren.

Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent, nachdem die Inflationsrate im April noch bei 3,4 Prozent lag. Diese Nachricht trieb den S&P 500 und den technologielastigen Nasdaq auf neue Rekordstände, da Investoren auf positivere Signale für die künftige Zinspolitik hofften. Fed-Chef Powell begrüßte die Daten zur Preissteigerung: Die Daten zur Preissteigerung „sind sehr willkommen, und wir hoffen, dass wir mehr davon sehen“, so Fed-Chef Powell klar.

Längerfristige Zinserwartungen steigen – Herausforderung für die Fed

In den letzten Monaten mussten sich Anleger immer wieder darauf einstellen, dass die erhoffte Zinswende verschoben wird.„Anfang des Jahres haben Investoren noch mit sechs Zinssenkungen in diesem Jahr gerechnet. Dann waren es drei. Jetzt ist es nur noch eine und der S&P steigt trotzdem immer weiter“, bemerkte David Zervos, Chefstratege der Investmentbank Jefferies. Er fügte hinzu: „[Investoren] glauben, dass die Fed früher oder später schon ans Ziel kommen und im Ernstfall einschreiten wird, falls sich die Lage verschlechtert.

In den letzten Monaten war Fed-Chef Powell darauf bedacht, keine übermäßige Euphorie an den Märkten zu entfachen. Steigende Aktienkurse führen dazu, dass Verbraucher mehr Geld ausgeben, was die Inflation anheizen könnte – genau das, was Powell zu vermeiden sucht.

Die Notenbanker ließen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosenquote unverändert. Sie schätzen, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2,1 Prozent wachsen wird und die Arbeitslosenquote bei vier Prozent bleibt – auf dem aktuellen Niveau. Gleichzeitig stiegen die längerfristigen Zinserwartungen, wobei die meisten Geldpolitiker nun von 2,8 Prozent ausgehen, was zeigt, dass es für die Fed immer schwieriger wird, das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Im März lag diese Erwartung noch bei 2,6 Prozent. Powell betonte jedoch, dass man diesen Projektionen nicht zu viel Gewicht beimessen solle, da zukünftige Entwicklungen schwer vorhersehbar seien.

Powell warnt vor Risiken hoher Zinsen für Wirtschaft und Arbeitslosigkeit

Fed-Chef Powell ist sich der Risiken bewusst, die mit den anhaltend hohen Zinsen für das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosigkeit verbunden sind. Er betonte, dass die Fed bereit sei zu handeln, falls sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt deutlich verschlechtern sollte. Powell lobte das Bankensystem nach der Krise bei den Regionalbanken im vergangenen Jahr als „solide, stark und gut kapitalisiert“. Finanzinstitute hätten ihre Liquidität und Kapitalreserven gestärkt, wodurch das Bankensystem jetzt „in guter Verfassung“ sei.

Nicht jeder teilt diese Sichtweise. Die Krise im Gewerbeimmobilienmarkt trifft regionale Finanzinstitute besonders hart, da sie viele dieser Kredite halten. Ian Shepherdson, Chefökonom bei Pantheon Macroeconomics, äußerte bei einem Gespräch mit dem US-Börsensender CNBC Bedenken darüber, dass die fortgesetzte Verschiebung der Zinswende den Druck auf die Branche weiter erhöhen könnte.

US-Präsident unter Druck - Shepherdson warnt vor Zinsverzögerung

Shepherdson warnt davor, dass die Fed möglicherweise zu lange wartet. „Wenn die Notenbanker mit den Zinssenkungen warten, bis die Inflation wieder das Ziel erreicht hat, dann ist es zu spät“, sagte er. Geldpolitik wirkt üblicherweise verzögert und braucht mehrere Quartale, bis sie sich in der Wirtschaft bemerkbar macht. Ein Wandel in der Zinsstrategie würde daher nicht sofort zu einer Entspannung der wirtschaftlichen Lage führen.

Falls die Zinsen und damit die Kreditkosten bis zu den US-Wahlen im November hoch bleiben sollten, könnte das einen Rückschlag für Präsident Joe Biden bedeuten. Viele Amerikaner leiden unter den steigenden Kosten für Hypotheken, Lebensmittel und andere Güter und machen den Präsidenten dafür verantwortlich. Die Zustimmungswerte für Bidens Wirtschaftspolitik sind niedrig, obwohl die USA bisher eine Rezession vermieden haben.

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