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NVIDIA
WKN 918422

Nvidia: Sagenhafte 590.000 Prozent Gewinn seit Börsendebüt

Der Einfluss des Chip-Giganten “Nvidia” und einiger anderer Technologiewerte an der Börse ist so stark wie nie zuvor.

Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe, doch Kritiker fragen sich, wie lange das gut gehen kann.

An den Börsen gibt es einen neuen Spitzenreiter: Seit Dienstagabend ist “Nvidia” mit einem Marktwert von 3,3 Billionen Dollar das wertvollste börsennotierte Unternehmen und hat damit “Microsoft” und “Apple” auf die Plätze zwei und drei verwiesen - der bisherige Höhepunkt einer beeindruckenden Börsenkarriere. 

Laut dem Informationsdienst “Bloomberg” ist der Kurs der Nvidia-Aktie seit dem Börsengang 1999, einschließlich reinvestierter Dividenden, um über 590.000 Prozent gestiegen. Damit ist “Nvidia” die erfolgreichste Aktie der letzten 25 Jahre. Seit dem Beginn des Anstiegs Ende 2022 hat sich der Aktienkurs um 1100 Prozent erhöht – und viele Experten glauben, dass es noch weiter aufwärts gehen kann.

Der rasante Aufstieg wird durch den Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) befeuert, von dem “Nvidia” als größter Nutznießer gilt. Die spezialisierten Chips des Unternehmens sind besonders gut für KI-Anwendungen geeignet. “Nvidia” hat vier Quartale in Folge seine Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 400 Prozent gesteigert und damit stets die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die entscheidende Frage ist, wie lange dieser Boom noch andauern kann. Die Mehrheit der Fondsmanager und Analysten bleibt optimistisch.

In dieser Woche erhöhte beispielsweise Hans Mosesmann von “Rosenblatt Securities” sein Kursziel auf 200 Dollar, was einem weiteren Anstieg von 47 Prozent im Vergleich zum aktuellen Kurs von 135,58 Dollar entsprechen würde.

Nvidia trägt zu einem Drittel der Kursgewinne im “S&P 500” bei

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Barry Bannister, Chef-Aktienstratege der Investmentbank “Stifel”, warnt vor einer möglichen Aktienblase, ähnlich wie zur Jahrtausendwende. Als diese platzte, fiel der Tech-Index Nasdaq um 78 Prozent. Stifel mahnt: „Wir sollten vorsichtig sein. Im Sommer könnten wir eine Reihe von negativen Nachrichten bekommen.“

Dank der anhaltenden Rekordphase hat die Nvidia-Aktie so viel Einfluss gewonnen, dass sie den gesamten Aktienmarkt zusammen mit einigen anderen Titeln nach oben zieht. Der umfassende Index “S&P 500”, in dem die größten US-Unternehmen gelistet sind, stieg seit Jahresbeginn um 15 Prozent und stellte dabei 30 Rekorde auf. Bloomberg-Daten zeigen, dass zwei Drittel dieser Gewinne auf die führenden Technologiewerte “Alphabet”, “Amazon”, “Appl”, “Meta”, “Microsoft”, “Nvidia” und “Tesla” zurückzuführen sind. “Nvidia” allein ist für 34 Prozent der Gewinne verantwortlich.

Dass einige wenige Aktien den gesamten Index dominieren, ist nicht neu, erklärt Analyst Sebastian Dörr vom Vermögensverwalter “HQ Trust”: „Die Tech-Riesen sind derzeit aber dominanter denn je.“

Zur Messung der Ungleichheit der Verteilung einzelner Aktien verwendet Dörr den sogenannten “Gini-Koeffizienten”, der zwischen null (absolute Gleichheit) und eins (maximale Ungleichheit) liegt. Im IT-Sektor des “S&P 500” ist der “Gini-Koeffizient” auf einen Rekordwert von 0,79 gestiegen, während der Durchschnitt bei 0,69 liegt.

Nvidia ist der großer Nutznießer des KI-Booms

Viele Marktexperten sehen die Dominanz der Technologiewerte gelassen. Mark Haefele, Chefanlagestratege im Global Wealth Management der Großbank “UBS”, betrachtet diese Unternehmen als Hauptprofiteure des KI-Booms, da sie die Infrastruktur für die Weiterentwicklung der Technologie bereitstellen. Dies umfasst Bereiche wie Halbleiterproduktion, Chipdesign, Cloud-Dienste, Rechenzentren und Energieversorgung. “Nvidia” liefert die Server und Grafikprozessoren (GPUs), die für rechenintensive KI-Anwendungen benötigt werden.

Auf einer Analystenkonferenz im Mai betonte Nvidia-Chef Jensen Huang: „Wir veröffentlichen keine Powerpoint-Folien, die gut aussehen. Wir liefern.“ Er hob hervor, dass Nvidia die „besten Chips der Welt“ herstellt und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Rechenzentrumsbetreibern hat.

“Nvidia” konnte seinen Nettogewinn im vergangenen Geschäftsjahr um 769 Prozent steigern und im ersten Quartal 2024 den Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum versiebenfachen. Mit der neuen Chip-Generation namens “Blackwell” behauptet das Unternehmen nach Einschätzung von Analysten seinen Vorsprung vor der Konkurrenz. Trotz der Kurssteigerungen erfüllt “Nvidia” immer wieder die hohen Erwartungen der Experten. Laut Berechnungen von “HQ Trust” steigert der Chipkonzern seine Gewinne so schnell, dass die Bewertung im Verhältnis von Kursen zu Gewinnen nach 13 Monaten wieder im Branchendurchschnitt liegt. Dies spricht gegen die Gefahr einer Marktblase: Während des Höhepunkts des Internet-Booms zur Jahrtausendwende brauchten Börsenunternehmen dafür 200 Monate. Haefele betont, dass der „Investment Case für KI“ weiterhin stark sei und die jüngste Berichtssaison besser als erwartete Trends bei der KI-Monetarisierung und den Investitionsausgaben zeigte, was die Nachfrage nach KI-Chips ankurbeln dürfte. Dieser Optimismus wird von Analysten geteilt, die “Nvidia” beobachten. Von 57 Experten empfehlen derzeit 52 den Kauf der Aktie, wie Daten des Finanzdienstleisters LSEG zeigen. Die restlichen fünf raten, die Aktie zu halten.

Es ist allerdings fraglich, ob es gesund ist, wenn die Rallye des gesamten Aktienmarkts von so wenigen Titeln getrieben wird. Die wachsende Abhängigkeit der Börsen von großen Tech-Aktien wird deutlich, wenn man den “S&P 500” mit dem “S&P 500 Equal Weight” vergleicht. Der “S&P 500” gewichtet alle Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung, wodurch Tech-Titel einen großen Einfluss auf die Kursentwicklung haben. Im “Equal-Weight-Index” haben dagegen alle 500 Aktien das gleiche Gewicht. Seit Monaten schneidet der “S&P 500” besser ab als sein gleichgewichteter Gegenpart. Anfangs bewegten sich beide Indizes zumindest in die gleiche Richtung, aber in den letzten Wochen entwickelten sie sich gegensätzlich. Inzwischen hat der “S&P 500” eine um elf Prozentpunkte bessere Performance gezeigt.

Thomas Altmann, Portfoliomanager bei “QC Partners”, hat berechnet, dass nur 56 Prozent aller an der Wall Street gehandelten Aktien über ihrer 200-Tage-Linie liegen. Diese Linie stellt den gleitenden Durchschnitt der Kurse über einen längeren Zeitraum dar und dient als Indikator für Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Im März, als die Indizes Allzeithochs erreichten, waren es noch über 70 Prozent. Fast die Hälfte der Aktien befindet sich aktuell also in einem Abwärtstrend.

David Kostin, Chefstratege bei “Goldman Sachs”, betont: „Es wäre besser, wenn wir Kursgewinne auf breiterer Front sehen würden.“ Er hebt eine mögliche Schwachstelle hervor: In den kommenden Quartalen müssen die Kunden von “Nvidia” zeigen, dass ihre hohen Investitionen in KI auch rentable Ergebnisse liefern. Falls dies nicht der Fall ist, könnte das zu Skepsis bei den Investoren führen. „Das ist auf jeden Fall ein Risiko“, sagt Kostin, bleibt aber insgesamt optimistisch für die nächsten Monate. Vor Kurzem erhöhte er sein Kursziel für den “S&P 500” zum Jahresende auf 5600 Punkte. Kostin weist ferner auf einen wichtigen Punkt hin, der die Fortsetzung der Rallye in Frage stellen könnte: Im ersten Quartal dieses Jahres stiegen die Gewinne aller “S&P 500”-Aktien im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent – nur halb so stark wie der Anstieg des Leitindex.

Auch bei “Nvidia” gibt es Zweifel, ob das Unternehmen seine Gewinne weiterhin im bisherigen Tempo steigern kann. Da “Nvidia” derzeit unangefochtener Marktführer ist, betrug der Reingewinn im Jahr 2023 fast 50 Prozent des Umsatzes.

Richard Saldanha, Fondsstratege bei “Avivia Investors”, ist skeptisch, dass “Nvidia” diese Margen halten kann: „Wir wissen, dass einige der Kunden ihre eigenen Chips entwickeln, da die Kosten für die Beschaffung sehr hoch sind, was die dominante Marktposition von Nvidia in Zukunft beeinträchtigen könnte.“

Wie gefährlich überhöhte Erwartungen in Boomphasen sein können, zeigte sich zur Jahrtausendwende bei “Cisco”, einem der damaligen Börsenstars während des Internet-Hypes. Obwohl der US-Netzwerkausrüster in den folgenden Jahren solide Leistungen zeigte und heute Teil des Dow Jones ist, hat er seine Höchststände von 80 Dollar aus dem Jahr 2000 nie wieder erreicht. Sollten sich die Erwartungen an das KI-Thema und insbesondere an “Nvidia” als übertrieben erweisen, könnte dies aufgrund des hohen Börsenwerts den gesamten Markt nach unten ziehen. Dies würde nicht nur die USA betreffen, sondern weltweit Auswirkungen haben: Im globalen Leitindex “MSCI World”, der über 3000 Aktien aus 23 Industrieländern umfasst, machen allein “Nvidia”, “Microsoft” und “Apple” rund elf Prozent des Gewichts aus. Zum Vergleich: Japan, das nach den USA zweitgrößte Land, kommt mit all seinen Aktien auf knapp sieben Prozent.

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